Pressemitteilung des NABU Baden-Württemberg 31.8.2023

NABU-Insektensommer: Wo sind die Schmetterlinge dieses Jahr?

Viele in Baden-Württemberg zählen mit / Blaue Holzbiene im Südwesten in Top 3

 Stuttgart – Seit sechs Jahren zählen tausende Menschen im Juni und August alles, was sechs Beine hat. Bei der diesjährigen bundesweiten Insektenzählung gingen fast 14.000 Meldungen, darunter mehr als 1.900 aus Baden-Württemberg, beim NABU ein. „Trotz der Regentage haben sich im Südwesten fast so viele Menschen wie im Vorjahr auf die Suche nach den Sechsbeinern gemacht“, sagt NABU-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes. „Ein tolles Ergebnis, denn die stark gefährdeten Insekten brauchen dringend unsere Aufmerksamkeit.“ 

 

Besonders auffällig in diesem Jahr: Schmetterlinge wurden in den beiden Zählzeiträumen bundesweit kaum gesichtet. „2023 ist kein Schmetterlingsjahr. Die Schmetterlinge haben es nicht unter die Top 10 geschafft. Hier spielt sicher die Klimakrise, die extremes Wetter mit sich bringt, eine Rolle. Starker Wind und Regen lässt Schmetterlinge nicht fliegen. Aber auch bei starker Trockenheit gehen Nahrungspflanzen ein oder keimen erst gar nicht aus. Das ist besonders für die Raupen ein Problem. Durch Bebauung und Versiegelung werden Lebensräume der Tagfalter zerstört“, erklärt Ickes. „Dabei sind Schmetterlinge extrem wichtig, als Bestäuber und als Nahrung für Vögel und Fledermäuse.“

 

Deutlich häufiger gesichtet als in den Vorjahren wurde die Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea). Sie schwirrt in der Jahresrangliste 2023 erstmals auf Platz acht, in Baden-Württemberg im August auf Platz drei. Das kann laut NABU-Artenschutzreferentin Ickes zwei Gründe haben: „Einerseits findet sie durch die wärmeren Sommer gute Lebensbedingungen. Andererseits ist sie durch ihre schwarz-bläuliche Farbe und ihre Körpergröße sowie ihr tiefes Summen so auffällig, dass sie sehr leicht zu erkennen ist – auch Neulinge beim Insektenzählen können den blauen Brummer kaum übersehen.“ Acker-, Erd- und Steinhummel wechseln sich in beiden Zählzeiträumen im Südwesten unter den Top 3 ab. Die Hainschwebfliege wird im Juni Zweitplatzierte, zuvor war sie auf Platz drei.

 

Über den NABU-Insektensommer: Der NABU-Insektensommer ist eine gemeinsame Aktion des NABU und seines bayerischen Partners Landesbund für Vogel- und Naturschutz. Die Daten der Zählaktion werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst. Gezählt wurde in zwei Zählzeiträumen im Juni und August. Die Ergebnisse werden transparent und zeitnah auf www.NABU.de/insektensommer-ergebnisse veröffentlicht. Mehr: www.insektensommer.de

 

 

 

Und weiterhin dran bleiben bei Volksantrag gegen den Flächenfraß

Streuobstwiesen der Zukunft

Artenreiche Kulturlandschaft durch Nutzung erhalten und vor Flächenverbrauch schützen

 

Stuttgart – Baden-Württemberg ist Streuobstland Nummer eins. Damit das so bleibt, kommen am Samstag (13.5.) viele Streuobstakteure zum 17. Landesweiten Streuobsttag zusammen, um über „neue Ziele und Wege zum Erhalt durch Nutzung“ zu diskutieren. Aktive aus Naturschutz- und Obstbauverbänden vor Ort, aber auch aus Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Keltereiwirtschaft treffen sich, um sich über zukunftsfähige Lösungen auszutauschen, damit die landschaftsprägenden Streuobstwiesen bestehen bleiben. Der NABU ist von Beginn an Partner dieses Fachkongresses, da sich viele NABU-Gruppen für den Erhalt von Streuobstwiesen engagieren. Dieser Fachaustausch bietet eine gute Plattform, praxisnah über neue Entwicklungen und Problemlösungen zu diskutieren.

 

„Baden-Württemberg hat eine europaweite Verantwortung für den Erhalt der Streuobstbestände im Land. Viele Flächen sind aufgrund ihrer Bedeutung für Tier- und Pflanzenarten als Natura 2000 Gebiete ausgewiesen. Damit sie eine Zukunft haben, braucht es dringend bessere Preise fürs Obst sowie Geld für Baumschnittmaßnahmen und kreative Köpfe für neue Vermarktungsideen, aber auch ein Qualitätszeichen für Streuobstprodukte. Nicht zuletzt müssen Wiesen vor Überbauung wirksam geschützt werden. Die Kommunen im Land müssen den Wert der Wiesen für die Klimaanpassung und die ortsnahe Erholung besser schätzen lernen und entsprechend handeln“, mahnt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle.

 

Streuobstwiesen sind Allround-Talente

Streuobstwiesen sind einzigartig in ihrer vielfältigen Funktion. Weil sie verschiedene Lebensraumtypen auf engem Raum zusammenbringen, bieten sie unzähligen, teils hochspezialisierten Arten ein Zuhause. Sie sorgen für ein günstiges Mikroklima, beschatten Wege, liefern Insektennahrung und Lebensmittel, speichern Kohlenstoffdioxid und sind für viele Menschen ein wichtiges Naherholungsgebiet. Doch diese traditionelle Form der Agroforstwirtschaft mit ihrem hohen Artenreichtum ist bedroht und schwindet seit Jahrzehnten. „Der Schutz dieser einzigartigen Landschaft ist eine fordernde aber wichtige Gemeinschaftsaufgabe, für die sich unsere Landesregierung noch mehr ins Zeug legen muss“, fordert Enssle.

 

Obwohl das Land per Biodiversitätsstärkungsgesetz (Paragraf 33a NatSchG) die Streuobstwiesen unter Schutz gestellt hat, werden weiterhin Flächen zur Bebauung überplant, oftmals mit Hilfe des Betonparagraphen Paragraf 13b BauGB. Seit Inkrafttreten des Paragrafen 33a wurden Anträge für die Rodung von 62 Hektar Streuobst in Baden-Württemberg genehmigt. Der NABU wehrt sich gegen weitere Rodungen von Streuobstwiesen. „Die Rodungen widersprechen den Zielen der Landesregierung und der Kommunen zum Arten- und Klimaschutz sowie zur Erreichung der Netto-Null beim Flächenverbrauch im Land“, stellt Enssle klar. Der NABU will weiter genau hinschauen und die Bebauung notfalls durch die Gerichte stoppen lassen. „Wir alle können die Streuobstwiesen retten – durch aktive Pflege, Kauf von Streuobstprodukten und indem wir uns beim Bauen auf innenörtliche Bereiche konzentrieren und bereits versiegelte Flächen wiederverwerten.“

 

Unterschreiben beim Volksantrag „Ländle leben lassen“

Gemeinsam mit einem breiten Bündnis ruft der NABU alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger im Land auf, den vor kurzem gestarteten Volksantrag „Ländle leben lassen“ zu unterstützen. „Unser Ziel sind gesetzlich verbindliche Obergrenzen für den Neuverbrauch an Flächen, damit wir unsere wunderschöne Natur, die Artenvielfalt und die landwirtschaftliche Streuobstnutzung, aber auch fruchtbare Ackerböden und wertvolle Grünlandstandorte erhalten und bis 2035 die Netto-Null beim Flächenverbrauch wirklich schaffen können. Seit 2005 ist umgerechnet allein die Streuobstwiesenfläche von 116.000 Hektar auf aktuell nur noch etwa 89.000 Hektar zurückgegangen. Diesen Schatz gilt es jetzt zu bewahren.“

 

Weitere Informationen:

 

Infos und Unterschriftenformular zum Volksantrag „Lände leben lassen“: www.NABU-BW.de/volksantrag und zu Streuobstwiesen in BW: www.NABU-BW.de/streuobst



Braunkehlchen ist Vogel des Jahres 2023

Braunkehlchen - Foto: NABU Kathy Büscher
Braunkehlchen - Foto: NABU Kathy Büscher

Der Naturschutzbund Deutschland e.V. - NABU - möchte Menschen dafür begeistern, sich durch gemeinschaftliches Handeln für die Natur einzusetzen. Wir wollen, dass auch kommende Generationen eine Erde vorfinden, die lebenswert ist, die über eine große Vielfalt an Lebensräumen und Arten, sowie über gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und ein Höchstmaß an endlichen Ressourcen verfügt. Auf diesen Seiten möchten wir Ihnen unsere Arbeit vorstellen und Perspektiven für eine lebenswerte Zukunft entwickeln.

 

In diesem Jahr bietet der NABU wieder eine Vielzahl naturkundlicher Exkursionen in die Natur an, bei denen Sie Gelegenheit haben, die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt vor Ihrer Haustür kennen zu lernen. Wir freuen uns auf Sie und viele schöne gemeinsame Beobachtungen!

  

Weitere Informationen erhalten Sie beim Vorstand oder indem Sie über unser Kontaktformular mit uns in Verbindung treten.